Nadja Lüders ist Diplom-Produktdesignerin, Grafikdesignerin, Spielzeugsicherheits-Beraterin, Geschäftsinhaberin der Firma Zwergengrün für bio-bewusstes Spielzeugmaterial, Mama zweier Jungs, Ehefrau und Frauchen der Labradormixhündin „Lesehund Lucky“. Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, leitet sie zudem mit viel Herzblut den in Falkensee ansässigen Verein für Spielzeug-Manufakturen „Wir machen Spielzeug e.V.“. (WERBUNG)
Und das kam so: 2013 wurden die gesetzlichen Richtlinien für die Herstellung und den Verkauf von Spielzeug verschärft. Seitdem gelten die strengen Bestimmungen auch für Kleinsthersteller, also auch für die Minifirmen, die Spielzeuge aller Art herstellen, um sie auf Märkten oder über einen Online-Shop zu verkaufen. Nadja Lüders: „Auch diese Manufakturen müssen ihre Spielzeuge nach gesetzlichen Vorgaben sicher herstellen und mit dem so genannten CE-Kennzeichen versehen. Ich wurde selbst damit konfrontiert, als ich für mein Label ‚mus musculus magica‘ Spielzeug herstellen wollte. Dabei bin ich über so viele Probleme gestolpert, dass ich dachte, das geht nicht nur mir so. Also habe ich beschlossen, das mir selbst angeeignete Wissen zu teilen und die Probleme gemeinschaftlich in einem Verein zu lösen.“
Die Herausforderung der Kleinsthersteller ist folgende: Für die individuelle Spielzeugfertigung mit Kleinstauflagen ist eine Drittprüfung durch ein Prüfinstitut wie den TÜV wirtschaftlich nicht machbar. So nutzen die Kleinhersteller die gesetzliche Möglichkeit, das CE-Kennzeichen im Eigenverfahren anzubringen. Dafür müssen sie durch Normen vorgegebene Tests durchführen und protokollieren. Wer das CE-Zeichen nicht auf seinem Spielzeug anbringt oder aber die Prüfpflichten vernachlässigt, kann dafür von den zuständigen Gewerbeaufsichtsämtern mit Bußgeldern belangt werden und nimmt sehr teure Abmahnungen durch die Konkurrenz in Kauf. Gerade eine Abmahnung kann bei der meist dünnen Finanzdecke der kleinen Manufakturen bereits das Aus bedeuten.
Nadja Lüders: „Inzwischen hat unser Verein über 210 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. 80 Prozent unserer Mitglieder betreiben einen eigenen Shop auf der Handarbeits-Handelsplattform DaWanda.“
Das Wissen, das man braucht, um sich bei der CE-Kennzeichnung rechtlich sicher zu bewegen, kann man sich nicht zuhause in ein paar Stunden anlesen. Nadja Lüders hat deshalb beim TÜV und beim DVSI (Deutscher Verband der Spielwarenindustrie) eine Ausbildung zur „geprüften Fachkraft für Spielzeugsicherheit“ absolviert und in mehreren Fortbildungen ihre Kenntnisse zertifiziert vertieft. Mit diesem Know-How hat sie sich 2014 selbstständig gemacht. Nadja Lüders: „Ich berate kleine und große Firmen in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland – vorwiegend am Telefon, per Skype oder per Internet. Dabei geht es darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.“
Wichtig sind vor allem eine detaillierte Produktbeschreibung, eine Lieferantenliste mit den Adressen aller Zulieferer, Zertifikate über die Schadstofffreiheit der Materialien und eine Sicherheitsbeurteilung nebst Prüfprotokoll.
Bei der Sicherheitsbeurteilung geht es um mögliche Schadstoffe im Material, um die Entflammbarkeit und um die mechanische Sicherheit: Sind Kleinstteile am Spielzeug zu finden, die verschluckt werden könnten?
Am Ende bestätigt der Hersteller die selbst geprüfte Sicherheit seines Spielzeuges mit der „Konfirmitätserklärung“ und der Anbringung des CE- Zeichens direkt an seinem Spielzeug. (Foto/Text: CS)
Info: Wir machen Spielzeug e.V., Nadja Lüders, Nürnberger Str. 18 A, 14612 Falkensee, Tel: 03322-5068991, www.wirmachenspielzeug.de, www.cefuerspielzeug.de, www.zwergengruen.de